Weseranpassung

Eine gute Erreichbarkeit der deutschen Seehäfen ist für die Industrienation Deutschland von primärem Interesse. Um die Seeverkehre mit zukünftig größeren Seeschiffen im Tiderevier besser abwickeln zu können, ist ein Ausbau der Fahrrinne des Weserästuars zu den Seehäfen Bremerhaven und Brake als vordringlicher Bedarf und Engpassbeseitigung im Bundesverkehrswegeplan 2030 eingestuft worden. Daraus folgt eine hohe Priorität und Dringlichkeit für die Durchführung eines Planfeststellungsverfahrens, welches als Weseranpassung bezeichnet, von der WSV veranlasst und von der BAW gutachterlich begleitet wird.

Die geplante Vertiefung der Fahrrinne um ca. 1 m und eine abschnittsweise Verbreiterung hat Auswirkungen auf das Gewässer. Diese reichen von weiter ins Ästuar eindringendem Salzwasser der Nordsee über veränderte Sedimentations- und Erosionsmuster an der Gewässersohle bis hin zu einer höheren Belastung der Ufer durch Schiffswellen. In all diesen Bereichen prognostiziert die BAW die Ausbauwirkungen und berät die WSV in der Planung, Bauausführung und späteren Beweissicherung. Für die Wirkungsprognosen kommen im Wesentlichen numerische Simulationsmodelle der Weser zum Einsatz, es wird aber auch auf gezielte Messungen in der Natur und Systemversuche im maßstäblichen Modellversuch zurückgegriffen. Die von der BAW prognostizierten Änderungen werden im Anschluss durch andere Fachgutachter in ihrer Wirkung auf die Umwelt bewertet und im Rahmen der Planfeststellung mit Ausgleichs- und Ersatzmaßnahmen kompensiert.

Die fachliche Belastbarkeit der BAW-Prognosen bei einer räumlich so großen Maßnahme wie der Weseranpassung im dynamischen und ökologisch wertvollen System Ästuar mit seinen unmittelbar angrenzenden Schutzgebieten erfordert nach dem Umweltrecht die Bearbeitung auf Stand der Wissenschaft. Teilweise ist es dabei erforderlich, den Stand der Wissenschaft durch geeignete Vorlaufforschung selbst voranzutreiben und erkennbar in die Gutachten einfließen zu lassen.

Literatur:
Kolb, P., Zorndt, A., Burchard, H., Gräwe, U., and Kösters, F.: Modelling the impact of anthropogenic measures on saltwater intrusion in the Weser estuary, Ocean Sci., 18, 1725–1739, 2022. https://os.copernicus.org/articles/18/1725/2022/